Eine vorzeitige Ejakulation oder auch ein vorzeitiger Samenerguss kann für viele Männer ein echtes Problem beim Geschlechtsverkehr sein. Medizinisch richtig wird er als Ejaculatio praecox bezeichnet, in der Umgangssprache spricht man vom zu früh kommen. Die Betroffenen ejakulieren nur wenige Sekunden nachdem der Penis in die Vagina eingedrungen ist und erreichen damit viel zu schnell einen Orgasmus. Das kann für die Betroffenen und ihre Partnerin oftmals sehr irritierend sein und einen hohen Leidensdruck erzeugen. Einige Menschen ejakulieren sogar schon vor dem eigentlichen Verkehr.1

Was ist auf dieser Seite:

Viele Männer haben in ihren Leben schon Erfahrungen mit vorzeitigen Ejakulationen gemacht und sind mindestens einmal zu früh gekommen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es bei Männern vereinzelt auftritt. In der Situation kann das sehr unangenehm für den Mann sein. Normalerweise tritt ein vorzeitiger amenerguss aber nicht häufig auf und es gibt keinen Grund sich zu sorgen. Sind die Probleme jedoch dauerhaft und wirken sich negativ auf das Sexleben aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann herausfinden, welche Ursachen der vorzeitige Samenerguss haben kann.

In der Vergangenheit wurden vor allem psychische Gründe für das frühe Kommen verantwortlich gemacht. Inzwischen hat sich bei Medizinern die Ansicht durchgesetzt, dass ein vorzeitiger Samenerguss durch biologische Gründe hervorgerufen werden kann. Für einige Männer kommt ein vorzeitiger Samenerguss dem Gefühl einer Impotenz oder erektilen Dysfunktion gleich. Männer, die davon betroffen sind, leiden darunter, dass sie keine Erektion bekommen oder aufrechterhalten können. Auch bei frühzeitigen Ejakulationen fühlen sie sich ihrer Männlichkeit beraubt, da sie trotz sexueller Erregung keinen befriedigenden Sexualverkehr zustande bringen.

Wenn man über vorzeitige Ejakulationen spricht, kann das zwei verschieden Arten der Beeinträchtigung meinen: eine allgemeine Ejakulationsstörung und eine situative Ejakulationsstörung. Von einer allgemeinen frühzeitigen Ejakulation spricht man, wenn der Mann in jeder Situation – ob beim Sex oder beim Masturbieren – zu früh zum Höhepunkt kommt. Wenn die Probleme nur im Beisein eines Partners auftreten, handelt es sich um eine situative frühzeitige Ejakulation. Studien haben gezeigt, dass es eine Korrelation zwischen frühzeitigen Samenerguss und Verlangen nach dem Partner gibt. 

Vorzeitiger Samenerguss – wer leidet darunter?

Die allermeisten Männer haben in ihrem Leben mindest einmal die Erfahrung gemacht, dass sie zu früh kommen. Von einer dauerhaften Störung sind vor allem junge Männer betroffen. Ein vorzeitiger Samenerguss ist die am häufigstem auftretene sexullen Funktionsstörungen bei Männern unter 60 Jahren. Ungefähr 30 Prozent von ihnen sind betroffen. In einer Studie gaben 7 Prozent aller befragten jungen Männer im Alter zwischen 16 und 25 Jahren an, dass eine zu früher Samenerguss für sie ein großes Problem ist, das häufig beim Sex auftritt. Rund die Hälfte der Befragten gab in der gleichen Studie an, dass sie noch nie zu früh gekommen sind. Überraschend ist, dass allerdings nur rund 10 Prozent aller von frühzeitigen Samenerguss betroffenen Männer einen Arzt aufsuchen.2 Die Gründe dafür können vielfältig sein. Häufig spielt jedoch Scham eine große Rolle, sich keine professionelle Hilfe zu suchen. Vielen Männern ist nicht klar, dass sie tatsächlich ziemlich viele Leidensgenossen haben und kein Einzelfall sind. Tatsächlich gibt es keinen Grund, sich für vorzeitige Ejakulationen zu schämen und deswegen nicht zum Arzt zu gehen. 

An welche Symptomen kann ich eine Ejakulationsstörung erkennen?

Ein vorzeitiger Samenerguss ist durch drei Merkmale gekennzeichnet. Erstens wird die Zeit, die nach dem Eindringen in die Vagina bis zur Ejakulation vergeht, von den Betroffenen als zu kurz wahrgenommen. Zweitens fällt es den Männern schwer, ihre Ejakulation zu kontrollieren und zum Beispiel hinauszuzögern. Und drittens leiden die Betroffenen nicht nur unter frühzeitigen Ejakulationen, sondern auch unter den damit einhergehenden partnerschaftlichen Problemen, Frustration, Ängsten und den Verzicht auf Sex.

Es gibt keine Standards, wann es normal ist, für den Mann zu ejakulieren. Durchschnittlich 5,4 Minuten nach dem Eindringen des Penis in die Vagina dauert es, bis der Mann zum Orgasmus kommt. Ein vorzeitiger Samenerguss lässt sich häufig nur über die subjektive Empfindung des Mannes und seiner Partnerin definieren. Man kann aber sagen, dass eine Ejakulation, die weniger als eine Minute nach dem Eindringen in die Vagina auftritt, ein Symptom für Ejaculatop praelex ist. Zu früh können die Betroffenen in allen Situationen kommen, sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch beim Masturbieren. Bei Einigen erfolgt der vorzeitige Samenerguss schon bevor der eigentliche Sex überhaupt stattfindet.

Auch wann die Funktionsstörung auftritt, kann sehr unterschiedlich sein. Einige Männer sind von Beginn ihrer sexuellen Aktivität an von frühzeitigen Ejakulationen betroffen. Dann spricht man von einer lebenslangen oder primären Form der Ejaculatio praecox. Bei anderen tritt das Problem erst später auf, obwohl sie bis dahin ein völlig befriedigendes Sexualleben hatten. Viele von ihnen habe vorher keinerlei Probleme mit der Ejakulation gehabt. Dann handelt es sich um die erworbene oder sekundäre Ejaculatio praecox.

Welche Ursachen haben vorzeitige Ejakulationen?

Die Ursachen für den frühzeitigen Samenerguss sind noch nicht komplett erforscht. Man weiß nicht genau, warum Männer früher kommen und andere nicht. Früher gingen Mediziner davon aus, dass sich der vorzeitige Samenerguss auf psychische Ursachen zurückführen lässt. Inzwischen wird das Problem jedoch als komplexer Wirkungszusammenhang wahrgenommen. Die Ursachen für eine verfrühte Ejakulation können sehr vielschichtig sein. Oftmals liegen einer Erkrankung eine Mischung aus psychischen und körperlichen Ursachen zugrunde. 

Psychische Ursachen für einen vorzeitigen Samenerguss

Einige Ärzte glauben, dass die Erfahrungen, die zu Beginn des Sexuallebens gemacht werden, sehr prägend für den Rest des Lebens sind. Deshalb können frühe Erfahrungen mit einem vorzeitigen Samenerguss sich stark auf das Sexualleben der Betroffenen auswirken. Dazu kann zum Beispiel aber auch gehören, dass sie in jungen Jahren schnell den Höhepunkt herbeiführen mussten, um nicht entdeckt zu werden. Auch Schuldgefühle können zu verfrühten Ejakulationen führen, wenn junge Männer glauben, etwas Verbotenes zu tun.

Zudem kann ein vorzeitiger Samenerguss auch in Verbindung mit einer erektilen Dysfunktion auftreten. Männer, die unter Impotenz leiden, haben Angst beim Sex zu versagen und stehen unter enormen Druck. Ihre Angst, die Erektion nicht aufrecht erhalten zu können und sich daher beeilen zu müssen, kann zu einem frühzeitigen Samenerguss führen. Für die Betroffenen kann es sehr schwierig sein, dieses Verhaltensmuster beim Geschlechtsverkehr zu ändern. Die Befürchtungen nicht zum Höhepunkt zu kommen sind einfach zu groß.

Angst ist ein großer psychologischer Faktor, der zum frühzeitigen Samenerguss führen kann. Diese Angst kann sich speziell auf die sexuelle Leistung beziehen. Es ist aber auch möglich, dass die Ängste gar nicht ursächlich mit dem Sexualleben zu tun haben. Auch Stress kann frühzeitige Ejakulationen hervorrufen. Dazu gehören vor allem auch Probleme und Streit innerhalb einer Partnerschaft. 

Physische Ursachen für eine vorzeitige Ejakulation

Physische Ursachen für eine vorzeitige Ejakulation können Fehlfunktionen des chemischen Botenstoff Serotonin sein. Serotonin ist nicht nur ein Glückshormon, sondern hemmt auch den männlichen Samernerguss. Je länger es in der Körperzelle verweilt, desto mehr kann eine Ejakulation verzögert werden. Wenn die Zellen den Stoff nicht richtig aufnehmen können oder der Serotoninhaushalt gestört ist, kommen Männer schneller zum Höhepunkt. Andere körperliche Ursachen können Störungen in den Hormondrüsen sein sowie Entzündungen oder Infektion in der Prostata oder der Harnröhre. Zudem gibt es Anzeichen dafür, dass frühzeitige Samenergüsse vererbt werden, also genetische Ursachen haben. In seltenen Fällen können Schädigungen des Nervensystems durch Drogenmissbrauch oder Operationen die Probleme hervorrufen.

Typischerweise ist eine Mischung aus körperlichen und psychsichen Ursachen für die Ejakulationsstörungen verantwortlich. Sie können aber auch das Ergebnis anderer gesundheitlicher Probleme sein. Wenn zum Beispiel eine Krankheit vorliegt, die zu Angst beim Sex führt wie eine Herzerkrankung, kann das zu einem verfrühten Samenerguss führen, da man schnell zum Höhepunkt kommen möchte, um die unangenehme Situation aufzulösen. Allgemeiner Stress kann ebenso eine Ursache sein. Männer, die angespannt sind, haben Schwierigkeiten sich beim Sex zu entspannen und auf den Akt zu fokusieren. Dadurch können sie Probleme haben, ihre Ejakulation zu kontrollieren. Die Einnahme bestimmter Medikamente können als Nebenwirkung frühzeitige Ejakulationen zur Folge haben. Krankheiten wie Verletzungen der Wirbelsäule, Multiple Sklerose, Diabetes und Bluthochdruck können zu einem vorzeitigen Samenerguss führen. 

Wie ein vorzeitiger Samenerguss diagnostiziert?

Vorzeitige Ejakulationen zu diagnostizieren ist häufig sehr leicht. Wenn die Probleme über einen längeren Zeitraum anhalten und mit einem hohem Leidensdruck verbunden sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird dann anhand von Fragen diagnostizieren, ob ein vorzeitiger Samenerguss vorliegt, der behandelt werden kann. In einigen Fällen kann auch der Partner zur Diagnostizierung befragt werden. Für viele Menschen kann die Beantwortung dieser Fragen sehr unangenehm sein, weil sie einen intimen Lebensbereich betreffen. Trotzdem ist es wichtig, die Fragen so genau wie möglich zu beantworten, da nur so der Arzt die richtige Diagnose stellen und den besten Behandlungsweg finden kann. 

Die Fragen, die vom Arzt gestellt werden, können zum Beispiel folgende sein:

  • Wie oft haben Sie eine vorzeitige Ejakulation?
  • Wie viel Zeit vergeht nach dem Eindringen in die Vagina bis zur Ejakulation?
  • Tritt ein vorzeitiger Sammenerguss nur mit einem oder mehreren Partnern auf?
  • Haben Sie jedes Mal eine vorzeitige Ejakulation, wenn Sie Sex haben?
  • Wie oft haben Sie Sex?
  • Wie beeinflusst ein vorzeitiger Samenerguss Ihr Sexualleben und Ihre Partnerschaft?
  • Haben Sie Probleme eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten?
  • Welche Medikamente nehmen Sie ein?

Im Gespräch will der Arzt auch erfahren, ob es sich um die lebenslange oder erworbene vorzeitige Ejakulation handelt. Bei letzterem muss abgeklärt werden, ob körperliche Ursachen der Grund für das plötzliche Auftreten der Probleme sein können. 

Welche Medikamente gibt es, um die Ejakulation zu verzögern?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann auf unterschiedliche Weise therapiert werden. Für viele Betroffene eignet sich auch eine Kombination mehrerer Ansätze.3

Sex-Therapie

Eine Sex-Therapie kann mehrere Schritte umfassen. Für gewöhnlich wird hier auch die Partnerin mit einbezogen. Es kann zum Beispiel helfen, eine Stunde vor dem Geschlechtsverkehr zu masturbieren. Dadurch wird Druck abgebaut und es ist möglich die Ejakulation beim nachfolgenden Sex zu verzögern. Ein Ansatz in der Therapie kann auch der Verzicht auf Geschlechtsverkehr sein. Über einen gewissen Zeitraum sollen Pärchen dann andere sexuelle Praktiken ausprobieren. Dadurch wird der Leistungsdruck für den Mann gemindert und er kann sexuelle Befriedigung wieder als Entspannung wahrnehmen. 

Squeeze-Technik

Der behandelnde Arzt kann auch ein Verfahren vorschlagen, das sich “Squeeze-Technik” nennt. Bei dieser Methode muss der sexuelle Akt ganz normal begonnen werden. Wenn der Mann das Gefühl bekommt, dass er bald ejakuliert, wird der Geschlechtsverkehr oder das Vorspiel sofort unterbrochen. Bevor es zum Samenerguss kommt, muss jetzt entweder der Mann oder seine Partnerin den Penis an der Spitze “quetschen” bis der Drang zu ejakulieren nachlässt. Nach 30 Sekunden wird die sexuelle Aktivität fortgesetzt. Sobald der Mann eine sich anbahnende Ejakulation fühlt, wird das Verfahren wiederholt. Wenn dieses Verfahren eine Weile angewendet wurde, setzt eine Art Gewöhnung an die Penetration des Partners ein und die Ejakulation verzögert sich. Ist dieser Punkt erreicht und es kommt nicht mehr zu einer vorzeitigen Ejakulation, braucht die Methode nicht mehr angewendet werden. 

Start-Stopp-Technik

Auch bei der “Start-Stopp-Technik” ist ähnlich wie bei der “Squeeze-Technik” das Ziel, dass der Mann seine eigene Erregung besser wahrnehmen, einschätzen und steuern kann. Die Methode beginnt mit einer Masturbation des Mannes, die er jeweils abbricht, bevor es zum Samenerguss kommt. Das wiederholt er etwa eine Viertelstunde lang. Dann kommt es in der zweiten Phase zum Geschlechtsverkehr. Hier wird im Prinzip die Idee fortgeführt. Kurz vor dem Höhepunkt wird der Partnerin durch ein Stopp-Signal angedeutet, eine weiter Stimulation zu unterlassen bis sich die Erregung des Mannes wieder gelegt hat. Dann wird der Geschlechtsverkehr fortgeführt. Wird die Methodik eine Weile angewendet, stellen sich meist gute Ergebnisse ein und der Mann kommt erst wesentlich später zum Samenerguss. 

Medikamente gegen den vorzeitigen Samenerguss

Der vorzeitige Samenerguss kann auch durch Medikamente verhindert werden. Dazu gehören bestimmte Arten von Antidepressiva und unterschiedliche Salben, die am Penis wie ein lokales Anästhetikum wirken. Diese Salben verringern die Erregbarkeit des Glieds, können allerdings auch die Sensivität der Partnerin beeinflussen. Zudem gibt es auch Medikamente, die eine Ejakulation hemmen. 

Sexualtherapie

Die Sexualtherapie konzentriert sich sowhol auf die psychischen als auch auf die physischen Ursache der Ejakulationsstörung. Paaren kann es häufig helfen, mit einem Therapeuten über die Probleme, die sie in ihrem Sexualleben erleben, zu sprechen. Die Behandlung wird in Kliniken und bei niedergelassenen Ärzten angeboten. 

Psychotherapie

Im Zuge einer Psychotherapie werden Beziehungen und Erfahrungen in Partnerschaften mit einem Therapeuten besprochen. Die Therapie soll die Ängste, die mit dem Geschlechtsverkehr und der eigenen Leistung verbunden sind, abbauen. Zudem soll der Stress verringert werden, der in vielen Fällen der Hauptgrund für die vorzeitige Ejakulation ist. 

Wie kann ein vorzeitiger Samenerguss verhindert werden?

Oft kann man nicht viel tun, um eine vorzeitige Ejakulation zu verhindern. Das Problem des vorzeitigen Samenerguss ist es ja gerade, dass die Männer ihre Ejakulation nur schwer kontrollieren können. Eine Möglichkeit ist es, dass Gespräch mit der Partnerin zu suchen, falls Ängste und eine Anspannung vor dem Sex vorhanden sind. Wenn die Probleme offen  besprochen werden, mindert das den Stress beim Mann. Außerdem können sexuell Gewohnheiten und Muster angepasst werden, um die Ejakulation zu verzögern. Sollten Unsicherheiten oder Fragen bezüglich vorzeitiger Ejakulationen auftreten, kann in jedem Fall ein Arzt weiterhelfen.

Quellen:

  1. Ejaculation Problems – NHS
  2. Premature Ejaculation – WebMD
  3. Premature Ejaculation – Health Express